Bewerbung für einen Ausbildungsplatz
Du weißt, wo du dich bewerben möchtest? Dann kann es losgehen!
Arbeite bei der Erstellung deiner Bewerbungsmappe sehr sorgfältig, denn deine Bewerbung muss auf den ersten Blick klar und deutlich erkennen lassen, dass du dich wirklich für diesen Ausbildungsplatz interessierst. Damit deine Bewerbung nicht in der Menge untergeht, kannst du folgende Bewerbungsregeln beachten:
Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Bewerbung?
Viele große Unternehmen besetzen ihre Ausbildungsplätze schon ein Jahr vor Ausbildungsstart. Wenn du unter den Auserwählten sein willst, musst du also spätestens zu Beginn des letzten Schuljahres deine Bewerbungsmappe abschicken.
Es gibt aber auch viele Betriebe, die ihre Ausbildungsplätze kurzfristig ausschreiben. Du kannst dich also auch während deines Abschlussjahres immer weiter bewerben – auch nach dem 1. August / September. Eine duale Ausbildung kannst du jederzeit starten!
Wie bewerbe ich mich schriftlich?
In der Regel ist eine schriftliche Bewerbung mit vollständigen Bewerbungsunterlagen in digitaler Form oder selten noch auf Papier nötig. Die schriftliche Bewerbung ist der erste Bewerbungstest. Ein Ausbildungsbetrieb wählt die seiner Meinung nach geeignetsten Personen anhand der Qualität ihrer vorliegenden Bewerbungsunterlagen aus.
Wichtigste Bewertungskriterien sind die äußere Form (ohne Fehler, Flecken und Knicke), die Vollständigkeit der Bewerbungsmappe und die Übereinstimmung zwischen persönlichem Profil und der zu besetzenden Stelle.
Wenn im Stellenangebot bzw. auf der Firmenwebsite nichts anderes verlangt wird, gibst du eine schriftliche Bewerbung mit Dokumenten ab. Die einzelnen Elemente sind grundsätzlich immer gleich – ob nun per Post, per E-Mail oder über eine spezielle Eingabemaske auf der Firmen-Homepage.
Als Erstes brauchst du die genaue Adresse und die zuständige Anlaufstelle innerhalb der Firma, bei der du dich bewerben möchtest. Diese Angaben sind meistens in der jeweiligen Stellenbeschreibung angegeben.
Erkundige dich!
Sollten in der Stellenbeschreibung Details fehlen, die erforderlichen Unterlagen unklar sein oder der gewünschte Bewerbungsweg – per Post, E-Mail, Online-Portal oder persönlich – lautet die allerbeste Lösung: Anrufen oder eine E-Mail schreiben und nachfragen!
So bekommst du nicht nur die gewünschten Infos, sondern zeigst auch dein Interesse an der Stelle. Du bist also schon mal „im Gespräch“ und es kann gut sein, dass sich die Personalverantwortlichen im Bewerbungsgespräch an deinen Anruf oder deine E-Mail erinnern. Dann ist die erste Hürde genommen, die Ausbildungsstätte kennt dich bereits beim Namen, das sorgt für Vertrauen und erhöht deine Chancen.
Wie bezahle ich die Bewerbungskosten?
Postalische Bewerbungen können teuer werden – beispielsweise durch die notarielle Beglaubigung von Zeugnissen, durch Bewerbungsmappen und Portogebühren. Die meisten Unternehmen nehmen nur noch Bewerbungen per E-Mail entgegen, das vermeidet auch Kosten bei der Bewerbung.
Unter bestimmten Voraussetzungen erhältst du von der Bundesagentur für Arbeit einen Zuschuss zu deinen Bewerbungskosten. Informiere dich dazu bei deiner Berufsberatung und sammle sehr sorgfältig alle Belege zu deinen Ausgaben für die Bewerbung.
Online-Bewerbung
Tipps für deine Online-Bewerbung:
- Alle Anhänge fasst du idealerweise zu einer aussagekräftig benannten PDF-Datei zusammen, z. B. „Bewerbung_Fatma-Folani.pdf“. Diese Datei sollte maximal 10 MB groß sein.
- Gib deine komplette Post- und E-Mail-Adresse an, über die du kontaktiert werden möchtest und auch wirklich erreichbar bist.
- Das Anschreiben kannst du direkt im Textfeld deiner E-Mail eingeben. Hier ist es wichtig, auf die Unterlagen im Anhang wie Lebenslauf, Zeugnisse etc. zu verweisen!
- Sprich die personalverantwortliche Person immer direkt an. Wenn du den Namen nicht kennst, erkundige dich im Unternehmen!
- Verwende Formatierungen äußerst sparsam – eine bunte oder unübersichtliche E-Mail ist im Zweifelsfall ein Ausschlusskriterium.
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Unseriöse E-Mail-Adressen wie „armabersexy@gmx.de“ oder solche von einem Firmen-Account sind für deine Bewerbung eher ungeeignet. Benutze unbedingt eine sachliche, private E-Mail-Adresse oder richte dir eine neue ein, z. B. „fatma.folani@gmx.de".
Vorstellungsgespräch
Du hast eine Einladung zum Vorstellungsgespräch? Perfekt! Endlich bekommst du die Chance, voll und ganz zu überzeugen! Als Erstes solltest du deinen Vorstellungstermin schnell bestätigen – wenn du zu lange zögerst, ist womöglich das passende Zeitfenster für die Rückmeldung schon vorbei.
Die wichtigste Voraussetzung ist eine gute Vorbereitung. Sie sorgt dafür, dass du sicher und gelassen zum Vorstellungstermin gehen kannst:
- Arbeite unseren Ablauf eines Vorstellungsgesprächs (siehe unten) mit möglichen Fragen sorgfältig durch und überlege dir Antworten, die zu dir passen.
- Sammle weitere Pluspunkte, mit denen du von dir überzeugen kannst (z. B. zusätzliche Erfahrungen oder besondere Fähigkeiten – wie etwa weitergehende Fremdsprachenkenntnisse, Erfahrungen mit Programmiersprachen, besonderes zivilgesellschaftliches Engagement, …).
- Informiere dich über den Ausbildungsbetrieb (z. B. auf der Website) und halte nach Besonderheiten Ausschau, auf die du ansprechen oder zu denen du Fragen stellen kannst.
- Spiel weitere denkbare Fragen durch und überlege vorab, wie du auf möglicherweise unangenehme oder kritische Themen reagieren kannst.
- Lies deine vorformulierten Antworten und auch deine Bewerbungsunterlagen nochmal sorgfältig durch, damit du vor Ort alle Inhalte und Argumente parat hast.
- Trainiere den Gesprächsverlauf in mehreren Rollenspielen mit verschiedenen Bekannten oder Verwandten.
- Finde heraus, welcher Kleidungsstil in der jeweiligen Branche üblich ist. Grundsätzlich gelten dieselben Regeln wie beim Bewerbungsfoto. Und vor allem solltest du dich wohl in deiner Haut fühlen – nicht „verkleidet“! Es empfiehlt sich, die ausgewählte Kleidung beim Vorstellungsgespräch nicht das erste Mal zu tragen, sondern sich darin schon ein bisschen bewegt und die Wirkung auf andere beobachtet zu haben.
- Achte insgesamt auf ein gepflegtes und seriöses Erscheinungsbild, also eine ordentliche Frisur, saubere Hände und Fingernägel. Für Schmuck, starkes Deo, Rasierwasser oder Parfüm gilt: Weniger ist mehr, bitte sparsam einsetzen!
- Am Abend vor deinem Termin solltest du es ruhig angehen lassen – nach dem Gespräch feiert es sich deutlich besser als davor! Mit Fahne beim Bewerbungsgespräch aufzutauchen, verringert definitiv deine Chancen.
- Unpünktlichkeit geht auf keinen Fall, fahr unbedingt frühzeitig los! Wenn du bis zum Termin noch ein paar Minuten übrig hast, kannst du gemütlich um den Block spazieren oder deine Argumente nochmal lesen. Das ist auf jeden Fall viel besser, als zu spät zu kommen!
- Eine Bewerbung ist nicht bittstellerisch, zeig also ruhig gesundes Selbstbewusstsein! Stelle auch Fragen und zeig deine Stärken.
- Sorge für eine angenehme Gesprächsatmosphäre: Halte Blickkontakt zu deinem Gegenüber, lass ihn*sie ausreden und setze ein sympathisches Lächeln auf.
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Was auch immer passiert: Du bist und bleibst die Ruhe selbst! Lass dich nicht irritieren oder provozieren, bleib bei der Wahrheit und übertreibe nicht. Großspurigkeit wird schnell durchschaut.
Damit du weißt, was dich in etwa erwartet, haben wir einen beispielhaften Gesprächsverlauf mit typischen Fragen und möglichen Reaktionen zusammengestellt:
- Leg dir schon mal zu jeder Frage eine auf dich persönlich zugeschnittene Antwort zurecht. Versuch dabei, immer souverän, engagiert und kompetent rüberzukommen.
- Und denk nochmal scharf nach, ob es irgendwelche „Stolpersteine“ oder Besonderheiten in deinen Unterlagen gibt, nach denen du womöglich auch gefragt wirst – das können Schulwechsel sein oder die sogenannten „Lücken im Lebenslauf“.
In vielen Fällen hast du mehrere Gesprächspartner*innen oder bekommst noch einen zweiten Vorstellungstermin, bevor die Entscheidung fällt. Hauptsache ist in jedem Fall: Bleib ganz entspannt! Das gelingt dir immer besser, je öfter du zusätzlich in deinem privaten Umfeld „Testgespräche“ durchspielst, zum Beispiel mit Verwandten. Suche dir dafür Leute aus, die du nicht so superoft siehst, dann fragt die Person eher nach, was du meinst oder stellt Fragen direkter, weil sie die Antwort noch nicht kennt.
Begrüßung und Einleitung
Mögliche Fragen:
- „Wie geht es Ihnen?“
- „Haben Sie gut hergefunden?“
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„Hatten Sie einen langen Weg?“
Bewerbung und Berufswahl / persönliche Beweggründe
Mögliche Fragen:
- „Warum wollen Sie gerade in diesem Beruf arbeiten?“
- „Was interessiert Sie an unserem Betrieb?“
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„Welche Erfahrungen haben Sie bisher gesammelt?“ (z. B. Praktikum)
Schule und Ausbildung / „Stolpersteine“
Mögliche Fragen:
- „Wie kommen Sie mit Lehrkräften und Ihren Mitschüler*innen aus?“
- „Wie kommt es zu solchen Zensuren im Fach xy?“
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„Wie sind die aufgeführten Fehlzeiten entstanden?“
Überprüfe deine kompletten Unterlagen nach „kleinen Macken“, auf die du angesprochen werden könntest und leg dir jeweils eine gute Erklärung zurecht. Bleib in jedem Fall bei der Wahrheit.
Die Klassiker
Mögliche Fragen:
- „Was sind Ihre größten Stärken und Schwächen?“
- „Wie würden Ihre Bekannten Sie beschreiben?“
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„Was war der größte Fehler, den Sie bisher im Schul- oder Arbeitskontext begangen haben?“
Hier wird deine Persönlichkeit und Einsatzbereitschaft getestet. Antworte einfach glaubwürdig und sympathisch – also nicht zu bescheiden, aber auch nicht übertrieben.
Interessen und persönliche Einstellung / unzulässige Fragen
Mögliche Fragen:
- „Haben Sie schon mal an einer Demonstration teilgenommen? Zu welchem Thema?“
- „Sind Sie religiös?“
- „Leben Sie in einer Partnerschaft?“
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„Wünschen Sie sich Kinder?“
Achtung: Im Small-Talk nach den Hobbys fragen ist zulässig, aber wirklich private oder auch politische Fragen sind nicht erlaubt! Falls sie dir trotzdem gestellt werden, darfst du ausnahmsweise schwindeln.
Die sicherste Variante lautet: Entspannt bleiben und einfach ein ganz anderes Thema anschneiden. Zum Beispiel so: „Wissen Sie, das ist jetzt eine sehr persönliche Frage. Sprechen wir doch lieber weiter über meine Ausbildung in Ihrem Betrieb. Welche Abteilungen würde ich denn im Laufe der Zeit bei Ihnen durchlaufen?“
Deine eigenen Fragen
Du darfst und sollst auch mal selbst das Gespräch in die Hand nehmen und eigene Fragen stellen, die bisher nicht behandelt wurden. Damit unterstreichst du dein Interesse am Ausbildungsplatz. Bleib dabei glaubwürdig und sympathisch. Das zeugt von Interesse und ist besser, als einfach nur "Tschüss!" zu sagen. Fragen können zum Beispiel sein: „Wie viele Personen werden in Ihrem Betrieb insgesamt ausgebildet?“ oder „Was schätzen Sie am meisten an den Auszubildenden in ihrem Betrieb?“
Einstellungstest und Assessment-Center
Deine Person, deine Zeugnisse, deine Bewerbung und ggf. auch schon ein persönliches Gespräch haben überzeugt und du wurdest zum Einstellungstest eingeladen? Hervorragend – dann bist du in der engeren Wahl! Manche Ausbildungsbetriebe möchten aber noch ein bisschen mehr über die Bewerber*innen erfahren, bevor sie ihre Entscheidung treffen. Dazu gibt es speziell entwickelte Einstellungstests, die manchmal auch „Eignungstest“ oder ähnlich genannt werden. Eine Sonderform ist das so genannte „Assessment Center“, bei dem teilweise über mehrere Tage hinweg eine ganze Reihe von Aufgaben gestellt bzw. Planspiele durchgeführt werden. Bleib trotzdem weiterhin entspannt! Auch im Assessment Center geht es nicht darum, alles richtig zu machen, sondern auch zu testen, wie gut du mit herausfordernden Situationen umgehen kannst.
Mögliche Aufgaben:
- Kenntnisprüfungen, z. B. in Deutsch, Mathe oder Fremdsprachen. Hier hilft es, nochmal die alten Schulbücher auszukramen.
- Prüfung deiner Allgemeinbildung, z. B. in Politik, Geschichte, Kultur, Geografie, aktuellem Tagesgeschehen oder naturwissenschaftlichen Grundlagen. Die Tagesschau und andere seriöse Nachrichtenportale bei Social Media zu abonnieren und sich up to date zu halten, hilft dabei auf jeden Fall weiter.
- Praktische Tests zur Prüfung bestimmter Fähigkeiten, z. B. Feinmotorik oder zeichnerisches Talent.
- „Denksport“ zur Prüfung des räumlichen Vorstellungsvermögens oder logischen Denkens.
- Fragen und Aufgaben, die Rückschlüsse auf deine Persönlichkeit, Entscheidungsfreude oder Kreativität zulassen.
- Gruppenaufgaben und Planspiele, bei denen es vor allem um dein Teamverhalten, aber auch um das Einbringen deines Fachwissens geht. Bist du eher ein Platzhirsch, der andere nicht ausreden lässt, oder eher zurückhaltend und somit weniger hörbar? Versuch, dich in diesen Übungen präsent zu machen, ohne den anderen Raum zu nehmen.
- In Rollenspielen wird dein Verhalten unter Druck getestet. Du bekommst hier zum Beispiel viel mehr Aufgaben auf deinen Schreibtisch, als du in der vorgegebenen Zeit erledigen kannst. Also musst du Prioritäten setzen und entscheiden, was du auf später verschieben kannst und was du sofort erledigen musst. Das Allerwichtigste kommt natürlich als Erstes! Rollenspiele können auch bedeuten, dass du eine Präsentation halten musst und das Auswahlteam deine Kundschaft spielt, die teilweise knifflige Fragen stellt.